Tobias mit dem Fisch

Sprache

Einfache Sprache

Auch dieses Seitenaltarantependium gehört zum Engel-Ornat. Es ist wieder flächenfüllend mit ungesponnenen Seidenfäden auf Leinen gestickt und zeigt eine weitere alttestamentliche Engelsbegegnung. Der alte Tobit war erblindet und seine junge Verwandte Sara im fernen Ekbatana litt darunter, dass ein Dämon jeden einzelnen ihrer sieben frisch angetrauten Ehemänner bisher in der Hochzeitsnacht getötet hatte. Deshalb wollten Tobit und Sara sterben und beteten zu Gott um Erlösung. Dieser schickte einen Engel, der sich zusammen mit Tobias, dem Sohn Tobits, auf den Weg zu Sara machte. Auf der Reise fing Tobias, der Aufforderung des Engels folgend, einen riesengroßen Fisch (Tob 6). Im Bild zieht Tobias mit Pilgerflasche am Gürtel gerade den Fisch an Land. Hinter ihm steht der Engel mit Pilgerstab. Der Engel unterrichtete Tobias, wie er die Innereien des Fisches als Heilmittel gegen Dämonen und Blindheit verwenden kann. So gelang es Tobias, Sara zu heiraten und seinen Vater von Blindheit zu heilen. Damit wird Tobias in der christlichen Lehre mit Christus verglichen: So wie der junge Tobias durch das Verbrennen von Herz und Leber des Fisches den Dämon verjagt hat, so hat Christus durch seine Passion das Böse vertrieben; so wie Tobias seinem Vater das Augenlicht wiedergab, brachte Christus das Licht in die Welt. Bei genauer Betrachtung sind besonders zauberhafte Details zu entdecken, wie die Effekte in den verschiedenen Blättern, die durch die unterschiedliche Stickrichtung entstehen, oder die Brosche am Beinschlitz des Engelsgewandes. Auf dem Halsband des Hundes findet sich eingestickt die Jahreszahl 1726 mit einem z-förmigen Zweier. Dies ist als Datierung der Stickerei zu deuten.

© Autorin: Tanja Kohwagner-Nikolai, Bildrechte: Antependium mit Tobias, Engel-Ornat, Ursulinenkloster Neuburg, 1726, Foto: © Bayerische Schlösserverwaltung, Andrea Gruber / Rainer Herrmann, München