Tragisch, doch wohlbehütet und glücklich

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Das Kinderportrait im silbernen Ovalrahmen zeigt Karl Theodor in typischer Herrscherpose auf den Kommandostab gestützt im Alter von etwa zehn Jahren mit grau gepuderter Barockperücke im Harnisch. Darüber trägt er einen roten, mit Hermelinpelz gefütterten Samtmantel, der von einer Brosche mit drei Tropfenperlen gehalten wird. Zudem ist der Stern des St.-Hubertus-Ritterordens zu erkennen. Dieser Mantel weist bereits darauf hin, was für den Jungen einmal vorgesehen ist: die Kurwürde. Und damit steht das Bild für einen Zeitpunkt, an dem der schönste Teil von Karl Theodors Kindheit bereits zu Ende ist. Karl Theodor erblickte am 10. Dezember 1724 auf Schloss Drogenbos bei Brüssel als nachgeborener Prinz einer Wittelsbacher Nebenlinie das Licht der Welt. Seine Eltern waren Johann Christian (1700-1733), der unerwartet nach dem Tod seines älteren Bruders Herzog von Pfalz-Sulzbach wurde, und die erst 16jährige Maria Henriette de La Tour d’Auvergne (1708-1728). Sie starb, als Karl Theodor noch nicht einmal vier Jahre alt war, an einer Blatterninfektion, die sie sich im Wochenbett bei der Geburt einer kleinen Tochter zugezogen hatte, die ebenfalls kurz nach der Geburt starb. Der zarte und hübsche Karl Theodor wurde nun in Obhut seiner Urgroßmutter in der Nähe von Brüssel liebevoll behütet erzogen. Dort war Französisch Umgangssprache, Deutsch lernte er nur als Fremdsprache. Als sein Vater 1733 verstarb, war Karl Theodor erst 8 Jahre alt und somit bereits Pfalzgraf von Sulzbach. Da sich abzeichnete, dass der Pfälzer Kurfürst Karl III. Philipp keinen männlichen Erben hinterlassen würde, veranlasste dieser als Karl Theodors Vormund gegen den ausdrücklichen Willen dessen Urgroßmutter einen Umzug des 10jährigen nach Mannheim.

© Autorin: Tanja Kohwagner-Nikolai, Bildrechte: Pfalzgraf Karl Theodor als Kind. Gemälde, anonym um 1734 (Historischer Verein Neuburg a.d. Donau G026). Foto: © Bayerische Schlösserverwaltung, Tanja Kohwagner-Nikolai